Ätzmaschine im Selbstbau
Bei die
Herstellung von Leiterplatten braucht es für den Ätzprozess lediglich eine
dichte Kunststoff- oder Glaswanne. Diese wird mit der Ätzflüssigkeit gefüllt
und die belichtete Leiterplatte hineingelegt. Durch ständiges schwenken der
Wanne wird der Ätzprozess beschleunigt.
Dies mag bei einzelnen einseitigen Leiterplatten noch ganz gut gehen.
Sollen jedoch mehrere Leiterplatten hergestellt werden, wird dies doch
recht mühsam. Bei doppelseitigen Leiterplatten kommt erschwerend hinzu, dass
diese nicht am Boden der Wanne aufliegen darf, da sonst der empfindliche
Fotolack beschädigt wird. Auch der Fluss des Ätzmittels um die untere
Plattenseite wäre dann ungenügend.
Einfacher mit einer Ätzmaschine
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Die hier vorgestellte
Ätzmaschine erfüllt alle Anforderungen für die Herstellung von
Kleinserien. Die Masse sind ausgelegt für Leiterplatten bis Euroformat
(160 x 100 mm) |
Beide
Probleme werden mit der hier vorgestellten Selbstbau-Ätzmaschine gelöst. Mit
dieser sind Kleinserien in professioneller Qualität und in kurzer Zeit
hergestellt. Das Selbstbauprojekt kommt mit handelsüblichen Komponenten aus
und ist einfach nachzubauen.
Die Ätzmaschine besteht aus einer schmalen Glasküvette, welche aus
Glasplatten hergestellt wird. Für die Umwälzung des Ätzmittels sorgen
Luftblasen, welche von einer kleinen Luftpumpe und einem Ausströmerstein erzeugt
werden. Die ideale Ätztemperatur von meist 40 bis 50° Celsius wird mit einem
Heizstab erzeugt. Es können mit den hier vorgestellten Massen Leiterplatten
bis knapp über Euroformat (160 x 100 mm) geätzt werden, welche in verstellbaren
Führungen festgehalten werden, dadurch auch für doppelseitige
Leiterplatten gut geeignet. Natürlich können die Masse auch für grössere
Leiterplatten entsprechend angepasst werden. Man muss hierbei allerdings
bedenken, dass dann immer auch eine grössere Ätzmittelmenge angemacht werden
muss. Ich besitze eine recht teuer gekaufte Ätzmaschine, welche bis fünf
doppelseitige Euro-Platten aufnehmen kann (10 einseitige Platten). Für kleine Schaltungen „zwischendurch“ ist
diese aber einfach zu gross, braucht sie doch über 3 l Ätzmittel. Auch das
Umgiessen der verbrauchten Flüssigkeit ist mit einer kleinen Maschine
einfacher. Deshalb habe ich mich entschlossen, ein kleines, aber
professionell einsetzbares Gerät selber herzustellen.
Benötigtes Material
Der grösste
Teil des Gerätes wird aus handelsüblichem Aquarium-Zubehör hergestellt,
welches in jedem guten Tierfachgeschäft erhältlich ist:
| Glasplatten in der angegebenen Grösse (evtl. von
altem oder defektem Aquarium) |
| Silikonkleber, schwarz oder klar |
| Luftpumpe |
| Luftschlauch, etwa 50 cm |
| Ausströmerstein, rechteckig (125mm) |
| Heizstab, etwa 150 mm, 230 V |
| Aquarium Thermometer |
Dazu noch
folgendes Material:
| Leiterplattenführungen |
| Kunststoffschrauben M4 inkl. Muttern |
| Kunststoffprofile oder Plexiglasplatte |
Ich habe das
hier vorgestellte Gerät komplett mit Teilen hergestellt, welche bei mir noch
so herumlagen - mit der einzigen Ausnahme des Ausströmersteins, welcher
zugekauft werden musste. Gewisse Teile könnten deshalb eventuell auch einfacher
hergestellt werden. Wichtig dabei ist es, keine Metall- oder Holzteile zu
verwenden. Die Glasküvette
Von einem
alten, zerbrochenen Aquarium habe ich die Glasscheiben genommen. Diese
können mit einem Glasschneider leicht und exakt zugeschnitten werden. Dazu
ritzt man durchgängig an der Glasoberseite, legt einen Draht oder ähnliches
exakt unter der Ritze und bricht die Glasplatte durch gleichmässigen Druck
von oben. Mit
den unten angegebenen Masse wird etwa 1,2 l Ätzmittel benötigt.
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Fünf
Glasplatten benötigen wir. Diese haben folgende Abmessungen:
A: 180 x 180 mm (2 mal)
B: 40 x 180 mm (2 mal)
C: 180 x 50 mm (1 mal)
Die Masse richten sich nach der Grösse der Leiterplatte (hier für
Euro-Format, 160 x 100 mm), sowie dem verwendeten
Ausströmerstein. |
Die
Glasplatten lassen sich sehr gut mit einem handelsüblichen
Glasschneider trennen. |
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An einem Stahllineal oder
Winkeleisen entlang wird die Glasplatte mit dem Glasschneider
geritzt. |
Anschliessend
wird ein Draht unterlegt und die Glasplatte mit einem kräftigen
Druck gebrochen. Schmale Streifen lassen sich einfacher brechen,
wenn beispielsweise eine Holzleiste aufgelegt wird. |
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Die Platten werden mit
Silikonkleber absolut wasserdicht verbunden. Dieser Kleber stammt
aus dem Aquarium-Sortiment des Tierfachhandels (im Beispiel von
Juwel Aquarium). |
Die Platten
müssen absolut im rechten Winkel geklebt werden. Dazu ist ein
Geodreieck oder Winkeleisen hilfreich. |
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Die fertige Glasküvette
wird mit Wasser gefüllt, um die Dichtigkeit zu prüfen. |
Die Luftpumpe
Auch die
Luftpumpe stammt aus dem Aquarium-Zubehör. Es reicht eine kleine
Membranpumpe für wenig Geld. Der Ausströmerstein wird mit Silikon am Boden
der Glasküvette geklebt. Vorher unbedingt den Schlauch anbringen, da dies in
der schmalen Küvette nachträglich nur sehr schwer möglich ist.
Die Pumpe
wird über ein Rückschlagventil angeschlossen. Diese verhindert, dass
Ätzmittel aus der Küvette in die Pumpe fliessen kann.
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Der Ausströmerstein erzeugt
die vielen kleinen Luftblasen. Das Bild zeigt einen handelsüblichen
Typ mit den Abmessungen 142 x 35 x 12 mm (L x B x H). |
Das
Rückschlagventil schützt die Pumpe vor Ätzmittel. Die Pumpe wird im
Bild an die linke Seite angeschlossen. |
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So gross braucht es
wirklich nicht zu sein. Ein kleineres Exemplar tut's auch. |
Die
Leiterplatten-Halterung
Unsere
Ätzmaschine braucht noch einen Deckel. An diesem werden die
Leiterplatten-Führungen montiert. So kann die belichtete Leiterplatte bequem
am Deckel befestigt werden und in die Küvette eingesetzt und wieder herausgenommen
werden.
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Der Deckel habe ich aus einem Stück Plexiglas geschnitten. Darin zwei Langlöcher, um die
Leiterplattenführungen verschiebbar befestigen zu können. So können
Leiterplatten ab 40 mm Breite bis circa 120 mm Breite eingesetzt
werden.
Die zwei Längsseiten des Deckels werden um 90° abgekantet. Dazu wird
das Plexiglas-Stück zwischen zwei Metallschienen gespannt, mit dem
Heissluftföhn erhitzt und mit einer Metallschiene gebogen. |
Dies sind die
Teile für den Deckel: Gut sieht man die Langlöcher, welche ich mit
der Laubsäge ausgeschnitten habe. Dazu noch zwei schmale Streifen
Plexiglas als Führungsschienen. Die roten Leiterplattenführungen
sind eigentlich für 19-Zoll Einschubrahmen gedacht. Oben die M4
Kunststoffschrauben und Muttern. |
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Und so werden die Teile
zusammengebaut. Die zwei Plexiglasstreifen werden angeklebt. |
Detailansicht. Hier sieht man die Leiterplattenführungen. Ein Loch
mit Durchmesser 4,2mm wird gebohrt und die Kunststoffmutter innen
exakt über dem Loch angeklebt. |
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Die Heizung
Die Heizung
wird nur benötigt, wenn über längere Zeit geätzt wird und "altes" Ätzmittel
aufgeheizt werden soll. Neues Ätzmittel wird man bereits mit entsprechend
warmen Wasser anmachen, und bei der kurzen Ätzzeit wird sich das Mittel kaum
abkühlen. Man
kann die kleinste erhältliche Aquarium-Stabheizung verwenden. Achten Sie
darauf, dass diese eine Übertemperaturabschaltung sowie ein Regler für
die Temperatur besitzt. Der
Heizstab wird einfach von oben in die Küvette eingelegt. Die Heizung
nicht einstecken, wenn sie nicht im Ätzmittel ist: Überhitzungsgefahr!
Ein Aquarium-Thermometer
wird mit einem Saugnapf innen an die Glasscheibe befestigt. So hat
man die Temperatur immer im Griff. |
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Die fertige
Maschine
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So sieht die fertige
Ätzmaschine von vorne aus. Bei den Leiterplatten-Führungen wird unten
noch je ein Gummiband angebracht, damit die Leiterplatten nicht
wegrutschen können. |
Hier nochmal das Bild von
oben. Die Metallschraube (links) muss noch getauscht werden. |
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Tipp
Wenn Sie eine zweite, gleich grosse Glasküvette
herstellen, können Sie diese zum Entwickeln benutzen. So braucht die
entwickelte Leiterplatte nicht mehr in die Hand genommen werden. Sie wird
einfach fertig entwickelt aus dem Entwicklerbad genommen und in das Ätzbad
gehängt. Eine Küvette mit zwei Kammern dagegen ist nicht empfehlenswert, da
die Flüssigkeiten kaum noch sauber entleert werden können.
Fazit
Wie Sie sehen
ist es durchaus möglich, mit wenig Aufwand ein Gerät selber herzustellen,
das sich nicht vor Industrie gefertigten Maschinen verstecken muss.
Mittlerweile arbeite ich praktisch nur noch mit diesem handlichen Gerät, da
es wesentlich einfacher ist, mit kleineren Mengen an Chemie umzugehen.
Die nächste Folge: Wir bauen uns ein
Belichtungskoffer aus einem alten Scanner. Ist eigentlich ganz einfach: Die
kompletten Innereien des Scanners werden entfernt und je nach Grösse zwei
bis vier UV Röhren mit Vorschaltgerät eingebaut. Dann noch zwei
Schnellverschlüsse links und rechts am Deckel angebracht - und fertig. |