Auf die Sauberkeit kommt es an
Auf einer
Anlage ist ein störungsfreier Betrieb nur möglich, wenn der Stromfluss
jederzeit gewährleistet ist.
Besonders beim Automatikbetrieb muss deshalb sichergestellt werden, dass der
Kontakt der Räder zu den Schienen einwandfrei ist.
Bei Mittelleiter-Anlagen muss zudem ein guter Kontakt zwischen den
Punktkontakten und dem Schleifer vorhanden sein.
Weshalb verschmutzen die Schienen?
Der grösste
Teil des "Drecks" kommt vom normalen Hausstaub. Dieser, vermischt mit
Ölrückständen aus Motor, Getriebe und Radachsen ergibt dann den sichtbaren,
gefürchteten schwarz-grauen Belag auf den Schienen. Auch Metallabrieb aus
Getriebe und Kohlenpartikel von den Motorbürsten kommt in diesem Gemisch
vor.
Vielfach wird
behauptet, dass Haftreifen ebenfalls einen nicht unerheblichen Teil zur
Verschmutzung beitragen. Diese These kann aber mit zwei Argumenten
entkräftigt werden:
- Auch auf Anlagen mit Loks ohne Haftreifen, wie
USA Anlagen, kommt es zu oben genannter Verschmutzung.
- Würden sich die Haftreifen derart stark
abnutzen (und damit die besagten Rückstände hinterlassen), müsste man
ständig neue Haftreifen aufziehen. Dies ist aber definitiv nicht der
Fall.
Haftreifen können als Verursacher der Verschmutzung
also ausgeschlossen werden.
Kontaktprobleme tauchen immer wieder auf
Da hat man
die Schienen in mühsamer Handarbeit penibel gereinigt, die Loks laufen
wieder einwandfrei. Doch bereits nach kurzer Zeit - vielleicht nach ein bis
vier Wochen - taucht das Kontaktproblem erneut auf. Die Schienen sind auch
schon wieder verschmutzt, was man durch Abwischen mit einem sauberen
Küchenpapier leicht feststellen kann.
Genau da liegt das Problem der gründlichen Reinigung: Sind die
Schienen komplett öl- und fettfrei, haftet auch der Schmutz besser! Man kann
sich das etwa so vorstellen wie beim Kleben oder Lackieren: Damit der Kleber
beziehungsweise der Lack auf einem Objekt gut haftet, muss dieses komplett
fettfrei sein. Dazu wird das Objekt zuvor sehr gut gereinigt.
Die recht
sonderbar klingende Lösung ist deshalb, die Schienen mit einem feinen Ölfilm
zu versehen.
Da Öl grundsätzlich aber elektrisch nicht leitend (leitfähig) ist, muss
dieser "Film" extrem dünn sein - nein noch dünner! Dies wurde schon vor
Jahrzehnten so gemacht, speziell bei Rost anfälligen Gleisen wie das
M-Gleis. Diese Methode ist aber - auch durch die Einführung neuer rostfreier
Schienen - in Vergessenheit geraten, und hatte auch ihre Nachteile: da das
Öl mit der Zeit klebrig wurde haftete der Staub und Schmutz noch besser als
zuvor.
Auf Grund
einer Idee einiger Modellbahner aus den Niederlanden (den genauen
Ursprung dieser Idee ist mir leider nicht bekannt) habe ich dies bei meiner
Anlage wieder versucht.
Der feine Unterschied zu früher: die Holländer verwenden
Automatik-Getriebe-Öl (ATF).
ATF besitzt
neben Schmierfunktionen auch eine reinigende Wirkung. Dieses Öl wird aus
verschiedenen chemischen Bestandteilen zusammengesetzt. Es greift
Kunststoffe und Gummi (z. B. Haftreifen) nicht an. Es enthält keine
Lösungsmittel, welche verflüchtigen, ist säure- und harzfrei.
ATF als Wundermittel?
Tatsächlich
löst ATF bestehenden Schmutz und verhindert, dass neue Ablagerungen an den
Schienen und den Rädern haften können. Nur muss sehr bedacht vorgegangen
werden! Zu viel des Guten, und man hat grössere Probleme als zuvor!
Die Lösung bei Kontaktproblemen heisst demnach:
 | Schienen wie unten beschreiben nach
herkömmlicher Methode reinigen. |
 | Punktkontakte ebenfalls reinigen, falls
notwendig |
 | Räder sämtlichen Rollmaterials (also Loks und
Wagen) reinigen |
 | Danach mit einem Hauch ATF die Schienen und
Punktkontakte quasi "konservieren" |
Hier kann man
zwei Wege gehen.
Als einfachstes ist sicher die Handreinigung zu nennen. Dazu eignet sich ein
Küchenpapier, leicht mit Spiritus (Brennsprit) oder Reinigungs- bzw.
Wundbenzin getränkt. Mit diesem werden
die Schienen unter leichtem Druck abgerieben.
Noch einfacher und schneller geht es, wenn das Küchenpapier oder auch ein
Filzstreifen um ein Holzklotz gewickelt wird, welches knapp breiter als der
Schienenabstand ist.
Statt Spiritus verwenden manche Modellbahner auch das bekannte Dampf- und
Reinigungsöl SR24. Dieses löst den Schmutz gut, sollte aber mit einem
trockenen Lappen wieder vollständig abgewischt werden, ansonsten wird daraus ein
Desaster. Ich rate deshalb von SR24 für die Schienenreinigung ab.
Auf keinen
Fall verwenden sollte man folgende Produkte und Methoden:
 | Aggressive Lösungsmittel wie beispielsweise
Aceton oder Nitroverdünner. Diese haben zwar eine gute Reinigungswirkung, lösen aber Farbe und
gewisse Kunststoffe auf. Bei den Schwellen des C-Gleises geht damit
beispielsweise die Farbe ab. Überhaupt sollte man Aceton grundsätzlich
aus dem Hobbybereich verbannen. |
 | Schleifmittel. Auch feinstes Schleifpapier
bzw. Schleiftuch mit einer Körnung von 2000 hinterlässt feine Riefen im
Gleis. Darin setzt sich der Schmutz anschliessend um so besser ab.
Allenfalls kann man in hartnäckigen Fällen Schmirgelleinen (auch
Polierpapier genannt) mit einer Körnung von 8000 und höher
einsetzen. Diese sind aber nicht im normalen Baumarkt erhältlich, sodern
werden beispielsweise für das Vorpolieren von Schmuck oder zum Polieren
von Fingernägel verwendet (weshalb man dieses Polierpapier auch bei
Gitarren-Fachhändler erhält). |
 | Roco Reinigungsgummi. Ob dieser ebenfalls
Riefen hinterlässt (was durch den enthaltenen Schleifmittel
wahrscheinlich ist), oder die Schienenoberfläche sogar "poliert"
wird, ist
umstritten. Klar ist jedoch, dass damit Gummi und Schleifrückstände
liegen bleiben. |
Reinigung mit mitfahrenden Fahrzeugen
Ein sehr
gutes und bewährtes System sind die mit zwei auf den Schienen aufliegenden Filzen ausgerüsteten Wagen
System Jörger. Märklin hat entsprechende Wagen ebenfalls ins Programm aufgenommen:
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Hier ein Märklin Reinigungswagen nach
System Jörger. Bild: Märklin |
| So sehen die
Reinigungsfilze aus, welche einfach eingesteckt werden können.
Bild: System Jörger |
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Die beiden
Filzeinlagen liegen auf den Schienen auf, zwischen den Schienen ist frei. Somit ist ein verhaken an den PuKos auch bei Weichen kaum möglich.
Sehr gute Erfahrungen habe ich mit einem Zug bestehend aus einer
zugkräftigen Lok und drei solchen Wagen gemacht: Beim
vordersten Wagen werden die Filze mit Spiritus getränkt, die weiteren beiden
Wagen laufen mit "trockenen" Filzen.
Die
Reinigungsfilze sind mehrfach verwendbar und können problemlos gewaschen
werden.
Tipp: Die verschmutzen Filze in einem alten Damenstrumpf einbinden und zur
normalen Wäsche in die Waschmaschine legen (bitte zuerst Frau oder Freundin
informieren :-) ).
Weitaus
weniger gut reinigen die NOCH Reinigungszwerge. Diese leichten
Kunststoffteile werden an beliebigen Wagen an den Radachsen geknipst. Der
Vorteil dieser Lösung ist somit der universelle Einsatz.
Allerdings bleiben diese ab und zu an den Punktkontakten bei den Weichen
hängen, da die Zwerge keinen Ausschnitt für die PuKos haben.
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NOCH Reinigungszwerge
Bild: NOCH |
Eigentlich
ist die Reinigungswirkung sehr gering: obwohl auch diese mit der Zeit
schwarze Streifen aufweisen, können sie durch den geringen Anpressdruck
hartnäckigen Schmutz kaum beseitigen. Durch den universellen Einsatz unter
beliebigen Wagen können diese aber immer "unterwegs" sein. Dies verhindert
somit bei sauberen Schienen ein erneutes Verschmutzen.
Hinweis: die Reinigungszwerge nicht mit
Lösungsmittel tränken, da sich sonst der Filz vom Kunststoff ablöst.
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass beim
normalen Fahrbetrieb die PuKos automatisch gereinigt werden. Wird die Anlage also
häufig benutzt, kommt es bei den PuKos kaum zu Schwierigkeiten. Hier ist es
eher der Schleifer, welcher Probleme machen kann. Vor allem schlecht
eingestellte oder verbogene Schleifer können durch Funkenbildung an der
Oberfläche "verbrennen", der Kontakt ist dann vielfach nicht mehr
gewährleistet.
Abhilfe schafft hier ein korrekt eingestellter Schleifer, am besten noch mit
einem Bronzeblech überzogen.
Damit wird ein "normaler" Schleifer auch zum kaum hörbaren
"Flüsterschleifer". Zudem kann das Bronzeblech gewechselt werden - der
Schleifer selbst muss nicht mehr ersetzt werden.
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Hier ein Standard Schleifer von
Märklin, bei welchem ein 5mm breites und 0.2mm dickes Bronzeblech
aufgesetzt wurde. Der Kontakt zu den PuKos ist damit wesentlich
besser, da sich das Bronzeblech gut der Höhe der PuKos anpassen
kann. |
Reinigung der Punktkontakte
Trotzdem
kommt es vor, dass die PuKos gereinigt werden müssen, sei es, weil die
Anlage lange nicht mehr in Betrieb war, oder weil an gewissen Stellen von
Anbeginn ein schlechter Kontakt vorhanden war.
Die Reinigung
ist sehr einfach. Lösungsmittel werden keine benötigt, Handarbeit ebenso
wenig.
Die Lösung ist ein zusätzlicher Schleifer, welcher an einem Wagen befestigt
wird. Für kurze Zweiachser hat Märklin dazu Schleifer im Angebot, welche
einfach an den Radachsen angeklipst werden können.
Diesen
Schleifer überzieht man mit einem Streifen gewöhnlichem Kopierpapier von 5mm
Breite. Der Wagen fährt dann im Zug mit. Ab und an wird der Papierstreifen
gewechselt, weshalb hier ein lösbarer Kleber wie der NOCH Hin-und-Weg
Kleber besonders geeignet ist.
Bei manchen
neuen C-Gleisen kommt es jedoch vor, dass diese Massnahme alleine nicht
ausreicht. Grund dafür ist die Brünierung der Punktkontakte ab Werk. Wird
nach obiger Methode anstatt eines Papierstreifens ein Schleifpapier mit
feinster Körnung (1600 oder 2000) verwendet, ist dieses Problem aber im Nu
gelöst. Allerdings sollte man einen damit ausgerüsteten Schleifer nur in
Notfällen und nur wo nötig einsetzen. Auf keinen Fall dauerhaft mitlaufen
lassen.
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Hier eine einfache Möglichkeit, besonders
hartnäckige Stellen zu reinigen. Ich hatte eine Problemstelle in
einem Tunnel (wie immer an der unzugänglichsten Stelle). Dieser
Schleifer, mit einem Stück 800er Schleifpapier überzogen an einem
Wagen eingehängt und mehrmals über die Stelle hin- und
hergefahren. Seither fahren alle Loks auch im Schleichgang durch
den Tunnel.
Für die regelmässige Reinigung der Punktkontakte empfiehlt sich
den Schleifer mit gewöhnlichem Kopierpapier statt Schleifpapier
zu überziehen, um einem unnötigen Verschleiss der PuKos
vorzubeugen. |
Einsatz von
ATF
Nachdem
sowohl Schienen wie Punktkontakte sauber sind, gilt es, diese vor weiterer
Verschmutzung zu bewahren. Hier kommt oben erwähntes Automatik-Getrieböl ATF
(Automatic Transmission Fluid) zum Einsatz. Die
Verteilung desselben über die Schienen und PuKos überlässt man dabei dem
Rollmaterial.
Vorgehen
Auf einer
Länge von zwei bis drei cm wird mit einem Tuch, auf welchem wenige Tropfen
ATF geträufelt wurden, die Schienenoberkante bestrichen und gleich wieder
abgewischt. Dies wiederholt man alle paar Meter, aber nicht häufiger.
Bei einer Lok wird der Schleifer ebenfalls mit ATF gereinigt und trocken
gewischt. Sinnvollerweise werden auch die Räder inklusive denjenigen mit
Haftreifen mit ATF gereinigt und sehr gut abgerieben.
Nun lässt man diese Lok mehrfach über die Anlage kreisen.
Man kann sich
also vorstellen, dass der Ölfilm nach dieser Anwendung kaum sichtbar ist. Es
reicht aber, um weitere Verschmutzung zuverlässig zu verhindern. Dieser
Ölfilm reduziert die Haftreibung nur unwesentlich.
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