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Teile aus Weissmetall
giessen
Oft steht man als
Modellbahner vor dem Problem, dass ein kleines Teil einer Lok oder
eines Wagens fehlt. Während von neueren Modellen vielfach noch
Ersatzteile beim Hersteller verfügbar sind, ist es bei älterem
Rollmaterial wesentlich schwieriger, das Teil zu bekommen.Einfache Teile giessen
Kleine, einfache Teile
lassen sich problemlos aus Weissmetall giessen. Als Weissmetall werden
Legierungen aus Zinn und Antimon bezeichnet. Je nach
Anwendung kommen mehr oder weniger Anteile von Blei, Kupfer,
Zink
und Wismut hinzu. Diese Zusätze beeinflussen die Eigenschaften wie
Härte und Schmelzpunkt der Legierung massgebend.
Am Beispiel eines Puffers
möchte ich hier kurz die Vorgehensweise beim Giessen aufzeigen.
Als erstes muss ein
Original-Teil vorhanden sein. Dieses kann entweder ein noch
vorhandenes Teil - vielleicht eines anderen Modells - sein, oder als
Prototyp aus Holz, Kunststoff, Metall, ja sogar aus Knetmasse
hergestellt werden. Von diesem wird eine Form aus Gips oder Silikon gemacht.
Mit Silikon lassen sich auch kompliziertere Teile wie
Drehgestellblenden reproduzieren. Mit
der Form
lassen sich anschliessend beliebig viele Teile giessen.
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Hier eine alte RBe 4/4 von Lima. Zwei der
Puffer fehlen komplett, bei einem ist ein Stück abgebrochen. Der
verbleibende Puffer wird als Vorlage benutzt. |
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Lego Bausteine sind ideal, um eine Giessform
für den Gips herzustellen.
Die Gipsmasse wird recht flüssig angerührt, wobei Lufteinschlüsse
möglichst vermieden werden sollen. Als Gips verwendet man
vorzugsweise einen feinen Modellgips (hier im Bild ist ein als
Giesspulver bezeichnete Gipsmischung zu sehen).
In die flüssige Masse wird das Teil bis zur Hälfte eingelegt. Das
Teil muss später nach oben wieder herausgenommen werden können. Um
dies zu verbessern, kann es vorher leicht eingeölt werden.
Unter Umständen empfiehlt es sich, zwei kurze Metallstifte
diagonal in zwei Ecken senkrecht einzulegen, welche der
Zentrierung beider Formteile dienen. |
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Nach dem aushärten wird die erste Schicht mit
einem Pinsel leicht eingeölt oder mit einem speziellen Trennspray
eingesprüht. Danach wird eine gleich dicke
Schicht, also etwa 10 bis 20mm, darüber gegossen. |
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Die Schicht ist ausgehärtet. Die Legobausteine
können nun entfernt werden. Beide Gipsteile werden nun vorsichtig
getrennt. Der Puffer wird entfernt. |
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Mit einem Messer, Schraubendreher oder
ähnlichem wird der Giesskanal in den Gips gekratzt. Ein
zusätzlicher Entlüftungskanal ist unbedingt erforderlich, im Bild
schön zu sehen (linker Kanal). |
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Eine Giesspfanne kann leicht aus einer alten
Blechdose hergestellt werden. Für diese Kleinteile (Puffer) wäre
eine kleinere Dose, wie sie beispielsweise für Tomatenpüree
verwendet werden, zweckmässiger. |
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Die beiden Gipsformen werden mit einer
Schraubzwinge zusammen gepresst.
Das Zinn wird mit einem Gasbrenner in der Giesspfanne geschmolzen
und rasch in die Form geleert. Nach wenigen Sekunden
erstarrt das Metall. |
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Die Form kann nun vorsichtig geöffnet werden
und das noch heisse Teil wird entnommen. |
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Die Teile werden nun entgratet, eventuell
geschliffen und lackiert. |
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Die RBe 4/4 mit neuen Puffern. Für diese
billige Lok zwar ein recht hoher Aufwand, aber Spass macht es
trotzdem und das Ergebnis kann sich sehen lassen. |
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Eine weitere Anwendung
dieser Technik ist zum Beispiel das Beschweren einer Lok.
Vorgehen
Etwas Knetmasse in
Frischhaltefolie einwickeln. Das Ganze an geeigneter Stelle in die Lok
pressen und wieder herausnehmen. Die Frischhaltefolie vorsichtig
wieder entfernen, am besten das Ganze vorher kurz in den Tiefkühler legen, die
Knetmasse wird dadurch hart. Die Knetmasse hat jetzt genau die
passende Form. Aus dieser nun die Gips- oder Silikonform herstellen und das Gewicht
giessen. Gut geeignet hierfür ist Blei, da Blei gut 50% schwerer ist
als Zinn. Blei ist giftig, deshalb nur für Teile verwenden, welche
normalerweise nicht berührt werden. Hände nach Berührung waschen!
Starterset
Die Firma
Wesenfeld, Dicke
GmbH & Co. vertreibt ein
Starterset
mit allem notwendigen, um erste Erfahrungen mit Silikonformen zu
sammeln.
Mit dem darin enthaltenen
Silikon können extrem feine Abdrücke erstellt werden. Ein Vorteil
gegenüber Gips ist, dass damit auch Formen erstellt werden können,
welche "um Ecken herum" gehen. Da die Form elastisch bleibt, können
die Teile trotzdem gut herausgenommen werden. Die Firma liefert auch
an Privatpersonen.
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Sehr zu empfehlen ist dieses Starterset, mit
folgenden Inhalt: 0,5 Kg Hochleistungssilikon WM 900
500 g schwefelfreies Plastilin
Ca. 230 g hochzinnhaltige Legierung
Formtrenncreme
Foto:
Wesenfeld, Dicke GmbH & Co |
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Ein weiteres Beispiel
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Von einer kleinen Lok soll ein Kamin kopiert werden.
Dazu wird Knetmasse um das Teil gepresst. Das zu kopierende Teil
soll dabei bis zur Mitte zugedeckt werden. |
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Nun wird die Silikonmasse angerührt. Die Masse hat
eine Konsistenz etwa wie flüssiger Honig. Sie wird in die geformte
Knetmasse gegossen. |
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Randvoll ist die Knetmasse mit der Silikonmasse. |
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Nachdem die Masse ausgehärtet ist, wird die
Knetmasse entfernt. Die Silikonform wird mit Trennspray besprüht und
von der anderen Seite mit Knetmasse eine Form erstellt. Diese wird
nun ebenfalls mit Silikonmasse ausgegossen. Durch den Trennspray
lassen sich nach Aushärten beide Formteile problemlos von einander
lösen. Mit einem scharfen Messer kann jetzt der Giesskanal
geschnitten werden.
Silikonformen müssen vor Gebrauch aber noch mindestens eine Stunde
im Ofen bei ca. 150°C "gebacken" werden, damit es beim
anschliessenden Giessen nicht zu Lufteinschlüssen durch austretende
Dämpfe kommt. |
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Die geöffnete Silikon-Form, links ein Gussteil.
Dieses muss jetzt nur noch entgratet werden. |
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Und so sieht die Lok jetzt aus, welche vorher keinen
Kamin gehabt hat.
Das Gussteil wurde aufgebohrt, damit ein Standard-Rauchsatz passt.
Anschliessend wurde der Kamin auf die Lok geklebt. Hierfür ist ein
Hitze beständiger Kleber notwendig. |
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