Welche Baugrössen gibt es? Wie
verhält es sich mit den Spurweiten? Was ist H0m?
Alle diese Fragen stellen sich dem
Einsteiger in der Modellbahnwelt. Hier zuerst also einmal der Versuch einer
Definition:
Modelleisenbahnen und das
dazu gehörende Zubehör wie Häuser, Bäume etc. werden in einem bestimmten
Massstab verkleinert hergestellt. Damit alles auch schön zueinander
passt, sollte auf einer Anlage alles im gleichen Massstab sein. Der Massstab
gibt also das Verhältnis des Modells zum Original an. Zum Beispiel ist bei
einer Anlage im Massstab 1:87 alles, also Loks, Häuser, Autos, Personen usw.
87 mal kleiner als im Original.
Es haben sich im Lauf der
Jahre verschiedene Modell-Massstäbe durchgesetzt. Der Einfachheit halber
haben diese gewissermassen einen "Namen" bekommen. Dieser Name wird
als Baugrösse bezeichnet. So wird der Massstab 1:87 als Baugrösse
H0
(sprich Ha Null), abgeleitet von halb Null, benannt. Dies bedeutet, dass das
ganze H0 Zubehör im gleichen Abbildungsmassstab ist und somit von den
Proportionen her zueinander passt.
Die Spurweite hat nichts mit
dem Massstab zu tun. Sie bezeichnet den Abstand der Schienen; gemessen wird
dabei das Innenmass an den Schienenoberkanten. Die Regelspur oder
Normalspur, welche die grossen Bahngesellschaften in Europa verwenden,
beträgt 1435mm. Dies kommt daher, dass zu Beginn des Eisenbahn-Zeitalters
viele Lokomotiven aus England importiert wurden. Somit wurde auch die
Spurweite von vier Fuss und achteinhalb Zoll übernommen. Umgerechnet ergibt
dies 4 x 12 x 25.4mm + 8.5 x 25.4mm = 1435.1mm. Nun existieren aber noch weitere, schmalere Spuren - eben
die Schmalspurbahnen. Die wichtigsten dabei sind die Meterspur (mit 1000mm Schienen-Innenmass), sowie die noch schmalere 750mm Spur. Des weiteren
existieren noch sog. Feldbahnen, welche Spurweiten von meist nur 500 ...
600mm aufweisen. Wie beim Original können natürlich auch Modelleisenbahnen
nicht auf Gleisen fahren, dessen Schienenabstände nicht passen. Um dies beim
Modell ersichtlich zu machen, wurden Zusatzbezeichnungen geschaffen. Diese
werden als kleine Buchstaben der Baugrösse "angehängt". Steht nichts,
handelt es sich um die Normalspur.
Um dies zu verdeutlichen
hier eine Übersicht aller Spurweiten im Massstab 1:87 (H0):
Welche Baugrösse ist für mich nun die beste?
Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die wichtigsten sind:
Welchen Platz kann ich für meine Anlage zur
Verfügung stellen?
Schon auf einer Fläche von 1 x 1m kann in der
Baugrösse Z eine schöne Anlage erstellt werden. Bei H0 kann 1 x 2m als
absolutes Minimum angenommen werden, dann sind allerdings keine grossen
Bahnhöfe und ähnliches möglich.
Was möchte ich auf meiner Anlage abbilden?
Möchte ich lange Züge, z.B. einen ICE fahren, oder
eine kleine Nebenbahn? Will ich ein grosses Betriebswerk (BW) mit
Drehscheibe? Eine Grossstadt mit mehrgleisigen Bahnhof oder ein kleines
Dorf?
Wie möchte ich meine Anlage betreiben?
Möchte ich viel rangieren, dann müssen Kupplungen
leichtgängig und zuverlässig arbeiten. Ausserdem sollte man beachten, dass
bei kleinen Baugrössen (N und Z), bedingt durch das geringe Gewicht der
Loks, vermehrt Kontaktprobleme auftreten, welche den Spielbetrieb doch
erheblich einschränken können.
Bei
der Festlegung auf eine bestimmte Baugrösse sind aber auch andere Faktoren
massgebend. Die Baugrösse H0 hat die meisten Anhänger. Schätzungsweise drei
von vier Modellbahner haben sich für diese Baugrösse entschieden. Das kommt
nicht von ungefähr. Bei dieser Baugrösse sind selbst kleine Details ohne
Lupe sichtbar. Aber auch das Zubehör lässt sich bei H0 noch gut
verarbeiten. Wer einmal versucht hat, eine Figur in Grösse N selbst
zu bemalen, wird das bestätigen können. Beim Anlagenbau ist dies ein nicht
zu unterschätzender Vorteil.
Ein weiterer Vorteil für H0 ist - eben durch die grosse Verbreitung - die
enorme Auswahl an Produkten. Es gibt kaum eine Lok oder einen Wagen, welcher
nicht als H0 Modell heraus gebracht wird bzw. wurde.
An
zweiter Stelle in der Beliebtheit folgt, allerdings weit abgeschlagen, die
Spur N. Hier ist die Auswahl an Rollmaterial schon wesentlich
kleiner. Wie oben erwähnt ist die Betriebssicherheit ebenfalls deutlich
schlechter - eine regelmässige Reinigung der Gleise ist hier ein Muss. Der
einzige Vorteil gegenüber H0 ist der geringere Platzbedarf.
Ähnlich
verhält es sich bei der Spur Z. Der besondere Reiz dieser Spur sind
die extrem kleinen Loks und Wagen, wahre Wunderwerke. Eine schwere
Güterzug-Lokomotive hält man bei dieser Spur locker zwischen zwei Finger.
Die
grösseren Spuren 0, 1 und 2 haben nur noch
verhältnismässig wenige Anhänger. Die Gründe dafür sind einerseits der
Preis. Eine Lok der Grösse 1 kann schon mal 1600 € und mehr kosten - nicht
gerade für ein zwischendurch Kauf geeignet. Auf der anderen Seite ist der
enorme Platzbedarf auch nur wenigen Modellbahnfreunden gegeben.
Leicht anders verhält es sich bei der LGB (Lehmann Gross Bahn). Diese
Modelle wie auch sämtliches Zubehör sind wetterfest und können somit problemlos
im Garten aufgebaut werden, wodurch das Platzproblem vielfach gelöst wird.
Dann gibt's noch die Baugrösse TT (abgeleitet von Table Top). Diese Baugrösse hat
im deutschsprachigen Gebiet praktisch nur in der ehemaligen DDR eine
Bedeutung. Diese "Zwischendurch-Baugrösse" vereint teilweise den
Vorteil von H0 (hohe Detaillierung) und N (geringer Platzbedarf). Trotzdem, da H0 und N zusammen
schon gegen 90% des Marktes ausmachen, wird sich eine weitere Baugrösse dazwischen
langfristig am Markt kaum auf breiter Front durchsetzen.
Man kann sich schon fragen, ob der Markt so
viele Baugrössen "verkraftet". Schliesslich müssen für jede Baugrösse die
Modelle entwickelt, hergestellt und vermarktet werden. Preislich interessant
wird es erst, wenn in grösseren Stückzahlen produziert werden kann. Mit den
Baugrössen N, H0, 1 und G wären doch eigentlich alle Bedürfnisse abgedeckt.
Schon klagen Spur N Betreiber über fehlende Neuheiten. Die grossen
Hersteller konzentrieren sich immer häufiger auf H0. Dies ist zwar eine
Chance für Kleinserien-Hersteller, drückt sich aber unweigerlich im Preis
der Modelle und des Zubehörs aus.