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Eisenbahn-Epochen
Um eine
Anlage realistisch aussehen zu lassen, sollten die verwendeten Modelle
(Rollmaterial, Autos, Häuser etc.) in der Wirklichkeit auch zur gleichen
Zeit passen. Zum Beispiel passt ein ICE 3 kaum zu einer Dampflok, genau so
merkwürdig sehe eine kleine Dampflok neben einem Sportwagen der 90er Jahre
aus.
Um
dies zu vereinfachen, wurde die Zeit seit Entstehung der ersten Bahnen in 5
Epochen unterteilt. Diese Unterteilung ist dabei nicht willkürlich gewählt,
sondern markiert jeweils einschneidende Änderungen im Bahnwesen. Allerdings
sind und waren die Übergänge immer fliessend, so dass einige Modelle zu zwei
oder sogar mehr Epochen passen können.
Die
Epocheneinteilung wurde wie folgt festgelegt (Auszug):
Epoche |
Schweiz |
Deutschland |
Epoche
I |
Bis ca. 1920 Privatbahnen
Von den Anfängen der Eisenbahn bis zum fast vollständigen Ausbau des
Netzes.
Abschluss der Dampflok-Entwicklung
Beginn der Elektrifizierung. |
Bis
ca. 1920 Länderbahn-Epoche
Von den Anfängen der Eisenbahn bis zur Vollendung eines
zusammenhängenden Streckennetzes.
Entstehung großer Staatsbahnnetze sowie zahlreicher Privatbahnen. |
Epoche
II |
1920 – 1945 Nationalbahn SBB
Elektrifikation der meisten Linien.
Nebeneinander von Dampf- und Elektrobetrieb bei den SBB. |
1920 – 1950 Reichsbahn-Epoche
Übernahme der deutschen Eisenbahnen durch das Reich.
Entwicklung von Einheitsbauarten für Lokomotiven und Wagen. Ausbau des
elektrischen Zugbetriebs und Weiterentwicklung der Triebwagen.
Vereinheitlichung der Bau- und Betriebsvorschriften sowie der
Fahrzeuganstriche und -anschriften. |
Epoche
III |
1945 – 1970 Höhepunkte im schweiz. Elektrolokomotivbau
Restelektrifikation
Einführung Drehgestell-Hochleistungsloks und
-Triebwagen in grossem Umfang
Ablösung der Dampflok im Rangierdienst
durch Dieselloks. |
1949 – 1970 Frühe Bundesbahn (D)- und Reichsbahn (DDR)-Epoche
Voneinander unabhängiger Aufbau und Modernisierung des
Eisenbahnwesens in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen
Demokratischen Republik.
Phase des Strukturwandels durch den Ausbau des Diesel- und elektrischen
Zugbetriebs und allmähliche Abnahme der Dampflok-Zugförderung.
Entwicklung eines modernen Fahrzeugparks und neuer Sicherungstechnik. |
Epoche
IV |
1970 - 1990
Modernisierung und Optimierungen
Betrieb mit Einheitsfahrzeugen, UIC-Beschriftung der Reisezugwagen.
Einführung R-Fahrleitung. |
1970 – 1990 Späte Bundesbahn (D)- und Reichsbahn (DDR)-Epoche
Weitgehender Abschluss der Traktionsumstellung auf Diesel- und
elektrischen Betrieb. Anwendung international vereinbarter
Fahrzeug-Kennzeichnungen.
Neue Farbschemen beim Fahrzeugpark. |
Epoche
V |
1990 – 2005 Moderne Bahn
Neues Nummernschema für SBB-Loks (vorerst nur neue Bauarten), Farbe für
SBB-Regionalzüge blau/hellgrau, 1990 Inbetriebnahme S-Bahn Zürich mit
Doppelstockzügen, bunte Güterwagen, Eurocity-Züge.
Beginn Netzausbau „Bahn 2000“ und „Alpentransit“ (Gotthard und
Lötschberg-Basistunnel). |
1990 – 2006 Epoche der Deutschen Bahn AG
Zusammenarbeit beider deutscher Staatsbahnen und Umwandlung in die
Deutsche Bahn AG.
Einführung des ICE-Verkehrs.
An Einsatzarten orientiertes Farbkonzept beim Fahrzeugpark.
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Epoche VI |
2005 - heute
Rückbau der Güteranlagen bei zahlreichen kleineren Bahnhöfen in der
Fläche und Ersatz von kleineren Bahnhofsgebäuden durch einfache
Haltestellen-Überdachungen.
Einführung einer neuen Fahrleitungsbauart RE 230 bei den SBB.
Im Reisezugdienst weitestgehend Einsatz von Wende- oder Triebzügen,
Ausrangierung Einheitswagen I und II und der Triebwagen aus den 60er
Jahren; Farbschema weiss/schwarz auch bei den SBB-Fahrzeugen des
Regionalverkehrs, Betrieb der S-Bahn Bern durch BLS, Ausgedehnter
Einsatz von ausländischen Mehrsystemlokomotiven im Transit-Güterverkehr
Einführung 12-stelliger UIC-Nummern auch bei Triebfahrzeugen
Zunehmend Schallschutzwände an Hauptstrecken.
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2007 –
heute Liberalisierter Schienenverkehr
Flächenmäßig kein
einheitliches Farbkonzept und keine einheitlichen Erkennungsanschriften.
Rückbau von entbehrlicher Infrastruktur und stark rationalisierte
Anlagen auf Nebenbahnen.
Empfangsgebäude sind nur noch in großen Städten vorhanden, bzw. werden
dort durch die Bahnen genutzt, andere noch vorhandene werden privat
genutzt.
Bahnanlagen für Personenverkehr sind in kleineren bis mittleren
Stationen reduziert auf Haltepunkte mit Bahnsteigen aus
Betonfertigteilen mit Zugängen über Rampen.
Auf ehemaligen Güterverkehrsanlagen oft Parkplätze für Kfz.
Personenverkehr weitgehend nur noch durch Triebwagen und als Wendezüge.
Auf Hauptstrecken zunehmend Beseitigung niveaugleicher Überwege.
Schallschutzwände an Hauptstrecken.
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Während
sich die meisten Modellbahner mit dieser Einteilung durchaus begnügen
(können), wurden noch feinere Unterteilungen, die Perioden, hervorgebracht.
Diese werden als kleine Buchstaben den Epochen "angehängt", also z.B. Epoche IIIb. Wie sinnvoll diese sind, und ob man sich bei seiner Anlage auf eine
bestimmte Periode einschränken will, muss jeder für sich entscheiden.
Weitergehende
Informationen finden Sie in den Normen Europäischer Modellbahnen, kurz
NEM, herausgegeben vom Verband der Modelleisenbahner und Eisenbahnfreunde Europas (MOROP):
Eisenbahn-Epochen in Deutschland, NEM 806 D
Eisenbahn-Epochen in der Schweiz, NEM 804 CH
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