|
|
|
|
Ein Vorbild, drei Modelle: die
Re 460
Eine der
schönsten modernen Loks überhaupt ist die von der italienischen
Designerfirma
Pininfarina entworfene Gehäuseform der
Schweizer Elektrolok Re 460, dessen Präsident - Andrea Pininfarina - leider
kürzlich verstorben ist.
Die Lok
erfreut sich - nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten - grosser
Beliebtheit, sowohl bei den Lokführern, den Bahnreisenden und auch den
Werbeleuten. Es gibt keine andere Schweizer Lok, welche so viele
unterschiedliche Farbkleider getragen hat wie die Re 460.
Gerade diese
Bedruckungsvielfalt hat es den Modellbahnherstellern angetan, kann doch die
einmal hergestellte Form vielfach eingesetzt werden. So überrascht es nicht,
dass gleich drei grosse Hersteller diese Lok in H0 im Programm haben. Hier
möchte ich nun die Modelle vorstellen und einige Punkte vergleichen.
Vorne weg sei
aber gleich gesagt: alle drei Hersteller -
HAG,
Märklin und
Roco - haben
sehr schöne Modelle hergestellt, welche sehr gute Fahreigenschaften haben
(mit Ausnahme der nicht mehr zeitgemässen und auch nicht mehr produzierten Märklin Delta Ausführung).
|
Diese drei Modelle treten gegeneinander an:
v.l.n.r.: HAG, Roco, Märklin |
Kurzbeschreibung
der Modelle
Das Modell
von HAG ist der Tradition des Hauses entsprechend ganz aus Metall hergestellt.
Der
Standard HAG Motor Typ 88 treibt zwei Achsen eines Drehgestells an. Zum
öffnen des Gehäuses ist an der Unterseite eine Schraube herauszudrehen.
Die Beleuchtung erfolgt mit jeweils zwei Glühlampen vorne und hinten. Daraus
ergibt sich ein Lichtwechsel 3 x weiss vorne, 1 x weiss hinten.
Bei HAG wird in neueren Modellen standardmässig ein Decoder eingebaut,
früher ein LokPilot 2, zurzeit ein LokPilot 3.
|
Sauber verarbeitet und aufgeräumt präsentiert sich
das Innere der HAG Lok. Der bewährte Motor 88 leistet hier seinen Dienst,
geregelt von einem ESU LokPilot v3. |
Das Roco
Modell besitzt ein schweres Chassis aus Zinkdruckguss. Das Gehäuse ist
dagegen aus Kunststoff hergestellt. Zum Öffnen werden die vier Puffer
abgezogen, das Gehäuse lässt sich anschliessend einfach nach oben wegziehen.
Das Modell besitzt ein längs eingebauter, fünfpoliger, schräggenuteter Motor
mit Schwungmasse, welcher bei der Mittelleiterausführung der Lok beide
Achsen eines Drehgestells antreibt (bei der DC Ausführung beide
Drehgestelle).
Wie die HAG Lok besitzt auch die Roco Re 460 vier Glühlampen, um ein
Lichtwechsel 3 x weiss vorne, 1 x weiss hinten darzustellen.
Die Roco Lok wird mit einem elektronischen Fahrtrichtungsumschalter
ausgeliefert. Für die Gegenüberstellung wurde dieser gegen einen LokPilot 3
ausgetauscht.
|
Auffällig ist das hohe Metallchassis der Roco Lok.
Unschön ist die Verwendung von Klebeband. Der längs eingebaute Fünfpoler
ist mittig unter der Leiterplatte eingebaut. |
Der Aufbau
der Märklin Lok ähnelt sehr der HAG Ausführung. Zwei Schrauben an der
Unterseite der Lok halten das Zinkdruckgehäuse an den Rahmen, welcher
ebenfalls aus diesem Metall hergestellt ist. Für die Seitenverkleidung sind
Kunststoffteile aufgesetzt.
Märklin setzt wie HAG auf einen Drehgestellantrieb. Zum Einsatz kommen
unterschiedliche Motoren: angefangen vom dreipoligen Reihenschlussmotor (Allstrom-Motor)
in der Delta-Ausführung (Artikel 34xx) über den Hochleistungsantrieb mit
fünfpoligem Rotor (Artikel 37xx) bis zum C-Sinus Motor der ersten Generation
(Artikel 39xxx). Letzterer wird nicht mehr hergestellt, so dass aktuelle
Modelle wieder den HLA verbaut haben.
Märklin verwendet für die Beleuchtung bei neueren Modellen LED (die Delta
Versionen sind noch mit Glühlampen ausgerüstet). Bei den C-Sinus
Ausführungen ist damit ein Lichtwechsel 3 x weiss vorne, 1 x weiss
hinten sowie 3 x weiss vorne, 1 x rot hinten möglich, letzteres für eine
Solofahrt der Lok. Zudem können über die Funktionstaste F2 die Scheinwerfer
eingeschaltet werden. Die verwendeten LED sind allerdings gelb und passen
nicht so recht zu dieser modernen Lok. Wie man diese selber auf weiss ändern
kann, habe ich auf der Seite "weisse
LED bei der Re 460" beschrieben.
Märklin liefert alle Loks mit Decoder aus. Getestet wurden die Ausführungen
mit HLA sowie C-Sinus, welche beide den Märklin eigenen
ASIC Decoder
besitzen. Aktuelle Modelle werden mit einem mfx Decoder ausgeliefert, dessen
Hersteller ESU ist.
|
|
Oben die Märklin Lok mit Hochleistungsantrieb, unten
mit C-Sinus Antrieb der ersten Generation. Märklin verwendet mehrere
Leiterplatten, um alle Funktionen unterzubringen, was die Verkabelung
nicht eben vereinfacht. |
Äusserlichkeiten
|
Beim HAG Modell sind die Konturen nicht
ganz so scharf und detailliert wie bei den Mitbewerbern.
Auffällig ist dies vor allem im Bereich über dem oberen Licht bei den
Hörnern.
Als Besonderheit lassen sich bei der HAG Lok die Rangiertritte an den
Puffern ausklappen. |
Schön detailliert ist das
Kunststoffgehäuse von Roco.
Das Roco Modell hat als einziger der drei Kandidaten die korrekten
Pantografen (siehe Bild des Originals). Dem Modell liegen breitere
Wippen für den Betrieb an einer Oberleitung bei. |
Präzise und konturenscharf ist das
Metallgehäuse von Märklin. Die Lok wird mit breiten Stromabnehmern für
echten Oberleitungsbetrieb ausgeliefert, schmalere Schleifstücke sind als
Zubehörteil unter der Artikelnummer 446500 erhältlich:
Bild: Märklin |
|
Hier als Vergleich das Original. Leider habe ich kein
Bild aus derselben Perspektive, man erkennt aber trotzdem einige der
erwähnten Details.
Das Bild stammt von der 125 Jahre
Gotthardbahn Feier. |
|
|
Der oben beschriebene Eindruck wird auch
bei der Betrachtung der Seite der Loks bestätigt.
Unterschiedlich ist die Ausführung der Griffstangen: bei HAG und Märklin
sind diese als Drahtbügel abgebogen und durch das Gehäuse geführt, was
bei HAG dank präzis ausgeführte Gehäuselöcher kaum auffällt. Bei Märklin
sind die Gehäuselöcher noch gut sichtbar. Roco geht einen anderen Weg.
Hier werden kurze gerade Drahtstücke eingeklippst.
Die Trittstufen sind bei allen Modellen zu wenig tief ausgeführt, hier
könnte kaum ein Lokführer hinaufsteigen. Etwas seltsam sieht es bei Roco
und Märklin aus, da die Farbtrennkante hier durchläuft, was zwar
durchaus korrekt wäre, bei der geringen Tiefe aber doch falsch aussieht.
Bei HAG wirkt es am glaubwürdigsten.
Eine Besonderheit ist bei der Roco Lok die Möglichkeit, die
Seitenspiegel ausgeklappt darzustellen. Dazu werden vier flache und vier
ausgeklappt dargestellte Kunststoff-Steckteile mitgeliefert.
Die Gehäuseoberfläche der HAG gefällt am besten, die Märklin hat eine
leicht grobe Oberfläche.
Zu erwähnen sei noch, dass es sich bei der HAG Lok hier um eine
Sonderausführung ohne seitliche Sicken handelt. Dies ist bewusst so
gemacht, alle anderen HAG Re 460 Loks haben natürlich die
charakteristischen Sicken in der Seitenwand. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
HAG rüstet seine Re 460 mit Federpuffer aus, sogar
der Rangiertritt lässt sich ausklappen. Leider sind die Puffer nicht
ganz gerade und müssen irgendwie noch gerichtet werden.
Die mittige Trittfläche ist präzise graviert.
Sehr schön ausgeführt ist der Führerstand und dessen Rückwand. Der
Lokführer ist standardmässig eingesetzt.
Die filigranen Scheibenwischer sind als separate Teile verbaut, die Frontscheibe
ist präzise eingepasst.
Bei den Lampen wurden die roten Lichter farblich korrekt hervorgehoben.
Das Schweizerkreuz ist eine Besonderheit dieses Sondermodells.
|
|
|
|
Auch bei der Roco gefällt der Führerstand sehr gut.
Der Lokführer ist ebenfalls standardmässig in der Roco Lok. Dieser hat
eine Mütze, welche einem Polizisten eher passen würde. Der arme Kerl
sieht aber kaum über seien Führerstand hinweg.
Die Scheibenwischer sind Teil der Frontscheibe und schwarz abgesetzt.
Die mittlere Trittfläche gleicht eher einem grossen Klotz, die Puffer sind
etwas stark abgerundet.
Sehr schön ist die Detaillierung des Gehäuse, welche sich hier von den
beiden anderen Modellen abhebt. |
|
|
|
Die Märklin Lok hat einen recht einfachen
Führerstand, die Rückwand ist aus grauem Plastik und nicht weiter
detailliert. Der Führerstand als solches erscheint im Vergleich mit den
Mitbewerber hoch ausgefallen. Nimmt man ein Vorbildfoto hinzu, könnte
die Höhe aber durchaus hier stimmen. Einen Lokführer sucht man
vergebens.
Auch bei Märklin sind die Scheibenwischer Teil der Frontscheibe und
schwarz abgesetzt. Der schwarz angedeutete Dichtungsgummi ist etwas
breit ausgefallen, was das Fenster etwas wuchtig erscheinen lässt..
|
|
|
|
Und hier wieder ein Foto des Originals zum Vergleich.
Deutlich sieht man, dass die Haltegriffe bei allen Modellen massiv zu
dick ausgeführt sind. Dies wird wohl wegen der Stabilität notwendig
sein. |
|
|
Drehgestelle
Die Drehgestelle der Re 460 sind unter normalen Bedingungen kaum
sichtbar, da sie durch die Tiefe Verkleidung nahezu vollständig verdeckt
sind. Deshalb sind diese auch bei den Modellen nicht von grosser
Bedeutung, was die Detaillierung betrifft.
Hier muss ich auch noch erwähnen, dass für die Fotos die Drehgestelle
weiter aus dem Gehäuse herausragen als im Betrieb.
|
|
HAG
Sehr schön sind die dunkelgrau matt gefärbten Räder der HAG Lok.
Interessant ist die erhabene Schrift
SLM auf den Drehgestellen, was ich beim Original in dieser Form noch
nie entdeckt habe. (Die Drehgestelle stammten von
SIG,
später wurde die Sparte Schienenfahrzeuge an FIAT verkauft und ist heute
bei Alstom.) |
|
|
|
Roco
Auch Roco vermag zu überzeugen. |
|
|
|
Märklin
Die Märklin Drehgestelle sind sehr gut getroffen. Weniger gut gefallen
die Räder: die typische Scheibenform ist hier nicht erkennbar, aber wie
bereits geschrieben: viel sieht man hiervon auf der Anlage sowieso
nicht. |
|
|
|
Und hier wieder das Original. Aufgenommen in der
Nacht im Hauptbahnhof Zürich, das Licht war entsprechend schlecht.
(Der HB Zürich ist auch kurz vor 21:00 Uhr, als der ICE 283 ankam, noch
voll mit Reisenden. Da wird man schon etwas seltsam angeschaut, wenn man
auf den Knien ein Foto eines Drehgestellt knipst.)
|
Fahrtests
Für die Fahrtest wurde eine Central Station verwendet. Die HAG und die
Roco Lok werden mit 28 Fahrstufen angesteuert, die Märklin Loks mit deren
27. Dies ist das jeweilige Maximum, welches im Märklin Motorola Format aus
den Decodern herausgeholt werden kann.
... wird fortgesetzt
|