19.07.2022 |
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Restauration von RollmaterialBei eBay habe ich - zusammen mit zwei Zweiachser-Blechwagen und quasi als Dreingabe - einen alten Blechwagen erstanden. Dieser sah wirklich schrecklich aus: Das Dach völlig verkratzt und rostig, die Drehgestelle verbogen, voller Dreck und Fusseln, die Räder mit einer dicken schwarzen Dreckschicht überzogen. Der Wagen rollte sehr schwer, die Kupplungen waren verbogen und streiften an den PuKos, obwohl hier jemand bereits ein Stück des Entkupplungshebels abgeschliffen hatte. Was tun damit - ab in die Tonne oder wieder flott machen? Die Herausforderung, etwas Brauchbares daraus herzustellen, zwang mich zu letzterem. Was dabei herausgekommen ist, sehen Sie hier.
Als erstes wurde der Wagen genauer untersucht. Es stellte sich heraus, das die ganzen Drehgestelle vorkommen verbogen waren. Also wurden diese zuerst komplett zerlegt.
Alle Teile werden zuerst gründlich gereinigt. Metallteile kann man ganz gut mit einem mit Spiritus (Brennsprit) getränkten Haushaltspapier abwischen. Für die Kunststoffteile verwendet man dagegen warmes Wasser und Spülmittel. Mit einer alten elektrischen Zahnbürste kommt man auch in die engsten Ritzen. Danach werden die Metallteile vorsichtig zurechtgebogen. Die Achslager-Bleche können dazu zwischen zwei Hartholz-Stücke in einen Schraubstock gespannt werden (fest anziehen), der letzte Rest wird dann "von Hand" oder mit einer Flachzange gerichtet. Alt - neu - AltFür viele mag es seltsam erscheinen, dass Modellbahner ihre neuen Teile "auf alt trimmen". Aber nur so kann ein realistisches Bild einer Modellbahnlandschaft erzeugt werden. Dieses als Altern bezeichnete Verfahren will natürlich geübt sein. Die Betriebsspuren am Rollmaterial sollen ja möglichst glaubwürdig übertragen werden. Es reicht nicht, alles einfach mit einem Grauschleier zu überziehen, denn auch Schmutz, Rost und altes Öl kommen in unterschiedlichen Farbnuancen daher. Was eignet sich besser als Übungsobjekt, als ein alter Wagen, welcher sowieso einer Frischekur bedarf? Als erstes habe ich die Drehgestell-Blenden farblich behandelt. Sie wurden mit rostbrauner Farbe angemalt, so dass hier und da die Grundfarbe noch durchscheint. Anschliessend wurden die noch feuchten Teile mit den Pulverfarben Schwarz, Braun und Ocker behandelt, wobei hier ganz wenig Pulver mit einem weichen Pinsel aufgetragen wird. Ein matt trocknender Lack fixiert die Farben und schützt vor Abrieb beim Hantieren. Zum Schluss wird an gewissen Stellen - beispielsweise an den Federn - stark verdünnte, schwarzbraune Hochglanz-Lackfarbe aufgetragen, um einen Öl verschmierten Eindruck zu erwecken. Der Wagenkasten wird mit dem Airbrush im unteren Bereich leicht mit rostbrauner Farbe besprüht. Beim besprühen wurde mit Kreppband die obere Wagenhälfte abgedeckt, um die Fenster vor dem Sprühnebel zu schützen. Anschliessend wurden die Griffstangen, welche beim Modell nur aufgedruckt sind, aus 0.4mm Silberdraht - entsprechend etwa 35mm im Original - nachgebildet. Die Türgriffe wurden ebenfalls aus einem Stück gebogenen Drahtes hergestellt und mit Sekundenkleber befestigt. Das Dach sieht zwar schon alt aus, aber nicht authentisch. Also gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens versuchen, mit Farbe über die vorhandenen Rost- und Kratzerspuren die Alterungsspuren anzubringen und somit quasi die vorhandenen Spuren in die Alterung einzubeziehen. Die zweite Möglichkeit besteht darin, das Dach komplett abzuschleifen, ganz frisch zu lackieren und danach erst die Alterungsspuren anzubringen. Da die zweite Möglichkeit auch noch nach einer misslungenen ersten Variante möglich ist, habe ich die erste gewählt. Beim Wagenkasten werden
noch die Fensterrahmen mit silberner Farbe ausgebessert. Die Farbpatzer
werden mit grüner Farbe - gemischt aus verschiedenen grünen Farben und
etwas schwarz - ausgebessert. Dabei muss die Farbe nicht exakt passen -
das tut sie in der Wirklichkeit auch nicht. Ausbesserungsstellen sind
meist sichtbar (wenn auch bei Personenwagen doch eher die Ausnahme).
Jetzt wird der Wagen komplett zusammengebaut. Die Kupplungen werden noch mit der Kupplungslehre justiert. Jetzt kuppelt der Wagen weich, ebenso rollt der Wagen jetzt ruhig über Gleise und Weichen. ErgebnisIch bin mit dem Ergebnis recht zufrieden. Der Wagen sieht auf der Anlage durchaus glaubwürdig aus, was vorher klar nicht der Fall war. Das Fahrverhalten ist sehr gut: Keine Entgleisungen mehr, der Wagen kuppelt und entkuppelt vorbildlich. |
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Seite erstellt am: |
23.04.2005 |
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