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Gleise einschottern
Nach
jahrelanger, intensiver Forschung und Entwicklung (F & E, engl. Research &
Development R & D) ist es mir nun gelungen, einen absolut vorbildnahen
Gleisschotter in einem ausgeklügelten, aufwändigen Prozess herzustellen.
Anders ausgedrückt: ich bin einmal mitten in der Nacht aufgewacht mit einer
Idee, welche ich am anderen Tag in 10 Minuten umgesetzt hatte
.
Bekannte Verfahren
Der
Auslöser dieses Unterfanges war, dass alle Versuche mit käuflichem Schotter
das von mir gewünschte Aussehen nicht oder nur mit grossem Aufwand
erreichten. Folgende Versuche hatte ich zuvor mit dem bekannten Verfahren
gemacht, nämlich den Schotter zu verteilen und mit einem 50/50
Wasser-Leimgemisch mit etwas Spülmittel versetzt zu beträufeln:
| Neuer, unbehandelter grauer
Schotter. Ohne Nachfärbung. Sieht sehr schön aus, entspricht aber einer
Neubaustrecke. |
| Gleich wie zuvor, nach dem
Trocknen gefärbt mit Pulverfarben. Ungleichmässiges Aussehen. |
| Wie oben, Nachfärbung mit
Rostfarbe mittels Airbrush. Hier wiederum zu eintönig, da die Farbe auch
die Schwellen bedeckt. |
| Brauner, schwarzer, grauer
Schotter in verschiedenen Farbtöne und Mischungen, mit und ohne
nachfärben. Gleiches Problem wie oben, zusätzlich entsprechen die meist
dunklen Schottersteinchen nicht der Realität. |
Unbefriedigendes Ergebnis
Bei
keinem hat mich das Ergebnis also richtig überzeugt. Wenn man hier in der
Schweiz ein Gleisbett ansieht, stellt man fest, dass die Schottersteine
mehrheitlich eine graue oder seltener eine grau-braune Ursprungsfarbe haben.
Zur Verwendung kommt bei der SBB meist Schotter aus Granit, Gneis, Alpenkalk
oder Porphyr zum Einsatz. Dieser ist wiederum mit Rost, Schmutz, Öl und
anderes mehr oder weniger stark gefärbt. Da die SBB die meisten Strecken gut
wartet, hat es eigentlich immer auch relativ "saubere" Steine darunter.
Zudem sind die Steine nicht nur oben, sondern ringsum gefärbt; die graue
Grundfarbe scheint mehr oder weniger durch. Mit dem Airbrush ist dies
schwierig nachzubilden, es sieht aus, als ob es eine Ladung Rost geregnet
hätte. Mit Pulverfarben gelingt dies etwas besser, allerdings ist damit
wiederum eine gleichmässige Verteilung recht schwierig.
Hier sind einige Beispiele von SBB
Strecken. |
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Die Idee
Das
brachte mich auf die Idee, den Schotter vor der Verwendung
einzufärben. Dabei sollte die Grundfarbe des Schotters aber nach wie vor
erkennbar sein. Die Steinchen sollten zudem unterschiedlich starke Färbung
aufweisen. Dies ist aber nicht so einfach: Verwendet man Pulverfarben, so
werden die Farbpigmente beim anschliessenden beträufeln des Schotters
grösstenteils einfach weggespült. Flüssige Farben bilden dagegen Klumpen
beim trocknen und sehen auch sonst nicht besonders echt aus. Es muss also
eine Farbe her, welche ohne Flüssigkeit gut an den Steinchen haftet. Das
brachte mich auf die Idee, Toner von Farbkopierer zu verwenden.
Toner
besteht aus 5-30 µm grossen Teilchen, ist also extrem fein. Er setzt sich
zusammen aus Kunstharz, Farbpigmenten, magnetisierbaren Metalloxiden und
diversen Hilfsstoffen. Toner wird im Drucker auf dem Papier erhitzt,
schmitzt und haftet dadurch fest auf der Oberfläche. Von verschiedenen
Farbkopierern habe ich schon die Resttonerbehälter gewechselt. Die Farbe
darin war immer dunkelbraun, zusammengesetzt aus den vier Druckfarben Cyan,
Magenta, Yellow und Schwarz (CMYK).
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Der Laser-Toner wird mit dem Schotter vermischt.
Etwas Pulverfarbe Rost wird dazu getan. |
Der Versuch
Also
nahm ich ein grosses Gurkenglas mit einem Deckel aus Blech, und füllte
diesen zu etwa einem Drittel mit Schotter. Dazu kamen jetzt ein paar
Kaffeelöffel Toner aus dem Resttonerbehälter sowie von den Pulverfarben
etwas Rostfarbe, um einen leicht helleren und zugleich rötlicheren Ton zu
erzeugen. Der Deckel wurde fest verschraubt und der Inhalt durch kräftiges
Schütteln gut durchmischt. Anschliessend wurde das ganze im Ofen bei circa
200°C einige Zeit erhitzt. Der Toner schmitzt, die Farbpigmente kleben an
den Schottersteinen fest. Der heisse Schotter bekommt so eine zähflüssige
Konsistenz wie Lava (habe ich zwar nie gesehen, stelle mir das aber so vor).
Während dem Abkühlen wurde die Masse immer wieder durchgeschüttelt. Wird es
zu einem festen Brocken zusammenkleben? Nein, die Steinchen haften kaum
aneinander, es bröckelt alles sofort auseinander.
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Hier sieht man links den Originalschotter, rechts den
eingefärbten. |
Die Verarbeitung
Verwendet
wird dieser gefärbte Schotter wie üblich. Die einzelnen Schottersteinchen
besitzen unterschiedliche Färbung, mal stark, mal schwach, aber alle haben
den gleichen Farbton, also nicht beige und braun, sondern heller und dunkler.
Zuerst
werden also die Gleise verlegt. Dabei kann eine Böschung aus etwa 4 bis 6 mm
dicken Korkmatten oder fertige Böschungen von Merkur, Noch oder anderen zum
Einsatz kommen. Die Böschung wird mit passendem Kleber auf den
vorgezeichneten Trassebrettern geklebt. Die Gleise werden daran ausgerichtet
und mit kleinen Schrauben fixiert. Jetzt wird am besten eine ausgiebige
Testfahrt mit verschiedenen Fahrzeugen durchgeführt, denn nach dem
Einschottern sind Korrekturen im Gleisverlauf nur noch mit grossem Aufwand
durchführbar.
Jetzt
werden die vorgefärbten Schottersteinchen gleichmässig verteilt. Hierzu sind
ein kleiner Behälter, ein Teelöffel und ein Pinsel hilfreich. Der Schotter
wird anschliessend mit einer Sprühflasche angefeuchtet, wobei dem Wasser zur
Fliessverbesserung einige Tropfen Spülmittel hinzugefügt wird. Dadurch
erreicht man, dass der Leim nicht abperlt sondern vom Schotter gut
aufgenommen wird. Als Leim verwende ich eine Mischung von einem Teil
Buchbinderleim mit einem Teil Wasser (50:50), dazu wiederum einige Tropfen
Spülmittel. Buchbinderleim deshalb, da dieser dauerelastisch bleibt.
Normaler Weissleim hingegen wird hart, was später die Geräuschkulisse
erhöht. Alternativ kann natürlich käuflicher, meist aber recht teurer
Schotterleim verwendet werden. Das Leim-Wasser Gemisch wird mit einer
Pipette grosszügig über den feuchten Schotter geträufelt. Es braucht einige
Zeit, bis dieser trocken ist. Jetzt können die Gleisschrauben entfernt
werden, die Gleise halten absolut fest durch den Leim und dem verklebten
Schotter. Zum Schluss werden noch die Stellen, wo die Schrauben waren,
nachgeschottert.
Das Ergebnis
Endlich
entspricht das Ergebnis der Realität. Ohne Nachbehandlung, ausser einigen
Gräsern und dergleichen, sehen die Gleise nun so aus, wie ich es schon oft
beobachtet und mehrfach fotografiert habe.
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Auf dem Foto sieht es wegen dem Blitzlicht leider
nicht so gut aus, wie in Natura. Auch ist auf dem Bild nur schlecht
erkennbar, dass der Schotter scharfkantig ist. Trotzdem sieht man gut die
unterschiedliche Färbung der einzelnen Schottersteinchen. Basis bildete
grün-grauer Echtstein-Schotter (Granit). |
Im Rangierbahnhof sind die Gleise ohne
Böschung verlegt. |
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Der Märklin-Entkuppler wird mit Schotter verdeckt.
Eine Möglichkeit wäre auch gewesen, hier ungefärbten Schotter zu
verwenden, so als noch zu verteilenden Neuschotter. |
Keine Nachbehandlung
Wer
jetzt denkt, dieser Prozess ist doch etwas aufwändig und für grössere
Anlagen zu zeitintensiv, dem muss ich widersprechen. Man hat auf diese Weise
sehr schnell eine grosse Menge Schotter eingefärbt. Und vor allem benötigt
der verlegte Schotter absolut keine farbliche Nachbehandlung mehr. So
gesehen ist dieses Verfahren eher eine Zeitersparnis.
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